Fachtagung "Selbstbestimmt leben, pflegen und sterben im Quartier", am 15.11.2021
Am 15. November fand die Fachtagung "Leben, pflegen und sterben im Quartier" des FORUM Gemeinschaftliches Wohnen e.V. und des Bundesfamilienministeriums (BMFSFJ) statt.
Ursprünglich als Präsenzveranstaltung in Hannover geplant, wurde die Fachtagung im Rahmen des Pilotprogramms „Sterben wo man lebt und zu Hause ist“ aufgrund der stark steigenden Corona-Infektionszahlen kurzfristig online durchgeführt.
Zu den rund 60 Teilnehmenden zählten neben den vom BMFSFJ geförderten Pilotprojekten, Fachleute aus der Hospiz- und Palliativversorgung, Wissenschaft und Pflege sowie Vertreterinnen und Vertreter von Quartiers- und Nachbarschaftsinitiativen. Gemeinsam gingen sie der Frage nach, wie eine gute Verankerung hospizlich-palliativer Angebote mit Quartiersbezug gelingen kann.
In ihren Grußworten betonten sowohl Christiane Viere, Unterabteilungsleiterin der Abteilung Demografischer Wandel, Ältere Menschen, Wohlfahrtspflege im BMFSFJ, als auch der Erste Vorsitzende des FORUM, Dr. Josef Bura, die Notwendigkeit des Pilotprogramms und der Etablierung innovativer Projekte mit Quartiersanbindung, vor allem mit Blick auf die Herausforderungen der demografischen Entwicklung.
Mit der Bedeutung quartiersbezogener Sorgestrukturen knüpfte Ursula Kremer-Preiß, Leiterin der Abteilung Wohnen und Quartiersgestaltung des Kuratorium Deutsche Altershilfe, in ihrem Impulsvortrag direkt an die Botschaft der Grußworte an und stellte Grundsätze, Umsetzungshürden, aber auch die Chancen dieses gemeinsamen Weges im Quartier heraus.
Einblicke in die Zusammenhänge von Hospizkultur und der Etablierung gelingender sorgender Gemeinschaften gab Gerda Graf, Zweite Vorsitzende der ambulanten Hospizbewegung Düren-Jülich e.V., anhand des Praxisbeispiels der zentralen Koordinierungsstelle Düren sorgsam.
Die Chancen, aber auch Herausforderungen quartiersbezogener Arbeit sowie das vielfältige Innovationspotenzial ambulanter, teilstationärer und stationärer Versorgungssettings stellten die Gäste der Gesprächsrunde am Beispiel ihrer Einrichtungen vor. In den Gesprächen wurde einmal mehr deutlich, wie unverzichtbar bürgerschaftliches Engagement und Spendenbereitschaft für die Umsetzung innovativer Konzepte sind.
Die beiden am Nachmittag parallel stattfindenden Workshops vertieften das Thema der Umsetzung quartiersbezogener Angebote der Hospiz- und Palliativversorgung bzw. alternativer Wohn-Pflege-Formen. Der Fokus des ersten Workshops lag auf Strategien und Angeboten zur Entlastung pflegender Angehöriger. Gerhard Paul, Geschäftsführer der Mehrgenerationenhaus Heilhaus gGmbH, und Viviane Clauss, Bereichsleiterin des Mehrgenerationenhospiz Heilhaus, verdeutlichten die Bedeutung Ihres Projekts für Menschen in der letzten Lebensphase und deren Angehörige. Aus dem Bereich der ambulanten Wohnformen gab die Leiterin der Hamburger Koordinationsstelle Wohn-Pflege-Gemeinschaften, Ulrike Petersen, Einblicke in die Umsetzung palliativer Angebote in ambulant betreuten Wohn-Pflege-Gemeinschaften in Hamburg.
In dem zweiten Workshop „Bausteine zur Einbindung der Hospiz- und Palliativarbeit ins Quartier“ zeigten zwei Träger aus Hamburg die Unterschiede ihrer Versorgungssettings auf und diskutierten mit den Teilnehmenden, warum sich bestehende Konzepte, insbesondere mit Blick auf sozialräumliche Faktoren, nur schwerlich übertragen lassen. Mit ihrem Impulsreferat verdeutlichte Corinna Woisin, Abteilungsleiterin Hospizarbeit, Palliativmedizin & Trauerbegleitung der Malteser Hamburg außerdem, dass die Anbindung ans Quartier für die Hospizbewegung eine Rückkehr zum bürgerlichen Engagement, aus dem sie hervorgegangen ist, bedeute. Eben diese Bedeutung legte auch die Hospizleiterin Mareike Fuchs als Grund für den Erfolg des Leuchtfeuer Hospiz der Hamburg Leuchtfeuer gGmbH im Stadtteil St. Pauli dar und hob in ihrem Input hervor, wie wichtig Authentizität für die Identifikation mit der Einrichtung und die Einbettung ins Quartier sind.
Die Tagung endete mit Schlussworten von Silvia Hartwig, Leiterin des Referats Hospizarbeit und palliative Betreuung, Prävention im Alter im Bundesfamilienministerium. Sie dankte allen Anwesenden für ihr Verständnis und die Bereitschaft, die Fachtagung kurzfristig pandemiebedingt auf das Online-Format umzustellen. Zudem betonte sie ihre Wertschätzung für die beispielhafte Arbeit der Projekte und erklärte, dass der fachliche Austausch und die gewonnenen Erkenntnisse verdeutlichen, wie dringlich der Bedarf einer gesicherten finanziellen Unterstützung der Hospiz- und Palliativeinrichtungen sei.
Hier finden Sie die Fachvorträge der Referentinnen und Referenten als Download.