16. Nds. Fachtag Wohnen im Alter erfolgreich verlaufen - "In guter Gemeinschaft bezahlbar wohnen - Innovative Lösungsansätze für Quartiere und Dörfer"
Am 29. Mai fand der 16. Niedersächsische Fachtag Wohnen im Alter zum Thema „In guter Gemeinschaft bezahlbar wohnen - Innovative Lösungsansätze für Quartiere und Dörfer“ statt. Veranstaltungsort war diesmal Göttingen. Ausrichter des Fachtags war der Bereich „Neue Wohnformen und Nachbarschaften“ des Niedersachsenbüro, in Kooperation mit der Stadt und dem Landkreis Göttingen sowie unterstützt von der Eva-Meurer-Stiftung, der Sparkasse Göttingen und der Freien Altenarbeit Göttingen.
Rund 150 Teilnehmende aus den Kommunen, der Wohnungs- und Pflegewirtschaft, den Wohlfahrtsverbänden, aus Unternehmen, Planungsbüros, Banken und zivilgesellschaftlich engagierten Initiativen informierten sich über neue gemeinschaftliche Wohnformen als eine Möglichkeit, kostengünstiges Bauen und Wohnen zu realisieren.
Eröffnet wurde der Fachtag mit einer Video-Botschaft von Dr. Andreas Philippi, Nds. Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, der kurzfristig verhindert war und nicht persönlich teilnehmen konnte.
Den Einstieg ins Thema machte eine Podiumsrunde:...
... Frithjof Look, Stadbaurat der Stadt Göttingen, Conrad Finger, Kreisrat Landkreis Göttingen und Birgit Kasper, Geschäftsführende Leitung Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen e.V. und Landesberatungsstelle gemeinschaftliches Wohnen in Hessen, benannten und diskutierten vor dem Hintergrund von Wohnraummangel, hoher Bau-, Immobilien- und Mietkosten die lokalen Herausforderungen, Chancen und aktuellen Planungen. Moderiert wurde das Gespräch von Dr. Romy Reimer vom FORUM Gemeinschaftliches Wohnen e.V, die kurzfristig für die erkrankte Projektleitung des Niedersachsenbüro, Andrea Beerli, eingesprungen war und auch den nachfolgenden Fachvortrag an deren Stelle hielt.
Im ersten Fachbeitrag zeigte Dr. Romy Reimer die Vielfalt gemeinschaftlicher Wohnformen auf und betonte deren oft positive, gemeinschaftsfördernde Ausstrahlung auf das unmittelbare Wohnumfeld und Quartier. Ein gutes soziales Miteinander sei bereits in der DNA eines Wohnprojekts angelegt: Räume und Dinge würden geteilt, gegenseitige Unterstützung gelebt und auch die Freizeit miteinander verbracht. Das wirke auch ins Quartier, in dem oder für das sich Projektmitglieder engagieren. Darüber hinaus ermöglichten Kooperationen mit lokalen Akteuren auch die Realisation von Plus-Bausteinen wie Beratungs- oder Pflegeangebote.
Im zweiten Fachbeitrag stellte Joachim Schuberth, fipa Finanzierungspartner GmbH, mit viel Detailwissen und Praxiserfahrung verschiedene mögliche Rechtsformen gemeinschaftlicher Wohnprojekte und die damit verbundenen jeweiligen Finanzierungsaspekte und Fördermöglichkeiten dar.
Am Nachmittag wurden in zwei parallelen Fachforen die Chancen durch neue Wohnformen im ländlichen bzw. im städtischen Raum anhand von jeweils drei guten Beispielen näher beleuchtet.
Im Fachforum 1 - ländlicher Raum – wurden zunächst zwei Projekte aus der Region Hannover vorgestellt: MAJA – Jung und Alt in Mandelsloh, ein Wohn- und Pflegezentrum mit Begegnungsstätte und Quartierskraft, sowie ein vom Eigentümer eines Resthofs initiiertes und durch den barrierefreien Umbau ermöglichtes gemeinschaftliches Wohnprojekt in Scharrel; drittes Beispiel war das genossenschaftlich organisierte Wohnprojekt „Froh2Wo“ aus Bad Dürkheim.
Als Strategien für ein kostengünstigeres Bauen wurde u.a. ein kreativer Finanzierungs- und Fördermittelmix, z.B. aus Mitgliederdarlehen, Bankkrediten, Förderzuschüssen, Crowdfunding, etc. genannt. Auch ein projektinterner Solidarfonds kann bspw. den Erwerb von Genossenschaftsanteilen erleichtern. Deutlich wurde auch, wie die Kommune unterstützen kann, etwa durch einen günstigen Erbbauzins oder das Einwerben von Fördermitgliedern für die Genossenschaft. Weitere Aspekte waren Eigenleistungen, gerade bei Umbauten im Bestand, oder auch das Verschieben des Einbaus eines Fahrstuhls auf einen Zeitpunkt, zu dem tatsächlich Bedarf besteht.
Fachforum 2 - städtischer Raum – startete mit dem klassischen gemeinschaftlichen Miet-Wohnprojekt Gaga aus Stade. Es folgten ein Beitrag zum „Cluster-Wohnen“ anhand von Projekten aus Berlin sowie als letztes Beispiel die GIMA Frankfurt, eine Anlaufstelle für sozialverträgliche und gemeinwohlorientierte Hausverkäufe.
Grundsätzlich ermöglicht die Kooperation von Mietwohnprojekten mit nicht vordergründig gewinnorientierten Wohnungsunternehmen günstigere Mieten. Meist sind es kommunale Unternehmen oder Traditionsgenossenschaften, die gemeinsam mit der Gruppe planen und für sie bauen, ggf. auch die Finanzierung der Gemeinschaftsräume unterstützen.
Clustergrundrisse ermöglichen mit minimierten Privaträumen, großen Gemeinschaftsflächen und ggf. flexibel zuzuordnenden Räumen einen Beitrag zur Reduzierung der Wohnkosten und der Wohnfläche pro Kopf bei gleichzeitig räumlicher Großzügigkeit. Nicht immer einfach ist die Suche nach passenden mietvertraglichen Regelungen für die jeweilige Hausgemeinschaftsstruktur. Und es besteht oft Klärungsbedarf bei der Frage, ob und wie geförderter Wohnungsbau in Clustergrundrisse integriert werden kann, um einen Mix von unterschiedlichen Einkommen und Vermögen zu ermöglichen.
Die genossenschaftliche Immobilienagentur (GIMA eG) berät Eigentümerinnen und Eigentümer von Mehrfamilienhäusern, die ihre Häuser zum Schutz bestehender Mietverhältnisse nicht zum höchstmöglichen, sondern zu einem sozial verträglichen Preis verkaufen möchten, z.B. an eine gemeinwohlorientierte Genossenschaft oder Stiftung, die eine Selbstverpflichtung zur Mietpreisstabilität eingeht.
Beendet wurde der Fachtag durch ein Abschlusswort von Björn Kemeter, Leiter des Referats für Bürgerschaftliches Engagement, Seniorenpolitik und Selbsthilfe im Nds. Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung.
Am Morgen, in der Mittagspause und nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung konnten die Teilnehmenden zwei Ausstellungen rund ums Thema neue Wohn-(Pflege-)formen und den Markt der Möglichkeiten mit seinen Info-Ständen erkunden. Hier gab es – neben persönlicher Beratung – Flyer und Broschüren der Kooperationspartner und Unterstützer sowie die Möglichkeit zum Informations- und Erfahrungsaustausch mit einzelnen Projekten oder Projektinitiativen.
Die Vorträge finden Sie in der Meldung auf der Seite des Niedersachsenbüro: LINK.
Die Bildergalerie finden Sie hier: LINK