Modellprogramm „Leben wie gewohnt“
Ein Programm zur Unterstützung des selbstbestimmten und nachbarschaftlichen Lebens und Wohnens
„Leben wie gewohnt“ – das möchten alle, auch dann, wenn sich die persönlichen Voraussetzungen für ein Leben in der eigenen Häuslichkeit durch alters- oder krankheitsbedingte Einschränkungen verändern. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) fördert neue Ansätze und Technologien, die ein selbstbestimmtes und selbstständiges Leben unterstützen.
Mit dem Programm „Leben wie gewohnt“ möchte das BMFSFJ beispielgebende Bau- und Investitionsprojekte, die einen längeren Verbleib im vertrauten Wohnumfeld ermöglichen, auf den Weg bringen. Gefördert werden Vorhaben, die mit unterschiedlicher Gewichtung und Schwerpunktsetzung, im städtischen und im ländlichen Raum, den folgenden drei Anforderungen entsprechen:
1. Integration von Elementen des digitalen und technikgestützten Wohnens:
Digitale und technische Hilfsmittel, die das selbstständige Wohnen erleichtern.
2. Ansätze für inklusives und gemeinschaftliches Wohnen:
Förderung von Wohnprojekten sowie Informations- und Ausstellungsangeboten.
3. Maßnahmen für Mobilität und Teilhabe:
Sicherstellung der Mobilität und der sozialen Teilhabe, trotz Einschränkungen.
Projekte
Im Modellprogramm "Leben wie gewohnt" wurden bereits bundesweit folgende Projekte zur Förderung ausgewählt:
Haus der Zukunft am ukb, Berlin
Mit dem „Haus der Zukunft am Unfallkrankenhaus Berlin (ukb)“ ist in den letzten Monaten ein Ort entstanden, in dem das selbstbestimmte Leben im Alter mit bezahlbarer Technik allen Bürgerinnen und Bürgern gezeigt und vermittelt werden soll. Das dort entstehende Beratungszentrum wird betrieben vom Verein „Smart Living & Health Center“ und legt sowohl auf die Vermittlung von digitalem, technikgestütztem Wohnen wert, als auch auf inklusives Wohnen von Menschen mit Behinderungen und vollständig gesunden Menschen. Ein besonderer Schwerpunkt ist zudem die Mobilität im Alter, die durch verschiedene Mobilitätsmöglichkeit im eigenen Wohnumfeld ermöglicht werden soll.
Der Verein möchte im Wohnbereich besondere Lichtkonzepte zeigen und einbauen, für die eine Erweiterung des Ausbaus bzw. Neubau von Decken und Technik notwendig ist. Zudem soll innerhalb der Ausstellung präsentiert werden, wie barrierefreies Arbeiten im Büro, aber auch am mobilen eigenen Heimarbeitsplatz gehen kann. Ein weiterer Aspekt ist die Nutzung von Außenbereichen/ barrierefreien Balkonen für mobilitätseingeschränkte Menschen. Hier werden Lösungen wie bspw. behindertengerechte, höhenverstellbare Beete und auch Bewegungsmöglichkeiten vorgestellt.
null bis hundert - Generationenwohnen mit Pflege, Dresden
Mithilfe von Visualisierung, Illustration und Animation soll das Konzept des Generationenwohnprojekts „null bis hundert“ erarbeitet werden. Die dazugehörige Modellplanung dient zur Bekanntmachung und Bewerbung des Konzepts in der Öffentlichkeit sowie bei potentiellen Förderern und Bewohnerinnen und Bewohnern. Das generationenübergreifende Wohnprojekt bietet für 120 Menschen in ca. 60 Wohneinheiten Platz. Angestrebt sind drei Generationengemeinschaften, bestehend jeweils aus ca. 40 Bewohnern. Eine Generationengemeinschaft ist wiederum in drei Wohnbereiche gegliedert, je nach Altersgruppen. Zusätzlich stehen den Generationengemeinschaften weitere Räume und Flächen zur gemeinsamen Nutzung zur Verfügung. Alle Bewohner haben Zugang zu dem integrierten Sozial- und Pflegestützpunkt. Die Modellplanung erfolgt in interdisziplinärer Zusammenarbeit. Hierbei werden zwei Bereiche - Bauen und Wohnen sowie Leben in Gemeinschaft - bearbeitet. Ziel ist es, die barrierefreie Darstellung der Planungsergebnisse in visueller und illustrierter Form zu präsentieren, damit die Komplexität des Wohnprojektes auch Menschen ohne Planungserfahrung zugänglich gemacht wird.
Mittendrin - Inklusives und generationenübergreifendes Leben und Wohnen, Frankfurt am Main
In dem neu entstehenden, innovativen Quartier "im Hilgenfeld" im Frankfurter Norden möchte der Verein, der größtenteils aus Eltern von Kindern mit Behinderung besteht, das inklusive, generationenübergreifende Wohn- und Lebensprojekt MITTENDRIN realisieren. Im Rahmen eines Konzeptverfahrens für das Neubaugebiet für gemeinschaftliche und genossenschaftliche Wohnprojekte der Stadt Frankfurt am Main bekam der Verein im Juni 2019 1.700 qm Bruttogeschossfläche zugesprochen. Hier sollen u.a. zwei Sechser-WGs für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen entstehen, die in die weitere Hausgemeinschaft mit jungen Familien, Studenten und Senioren eingebunden werden, um einen mögichst hohen Grad an Teilhabe und Selbstbestimmtheit zu ermöglichen.
Lebensvielf@lt - Wohnen neu denken, Hamburg
Das Hospital zum Heiligen Geist befindet sich in einem Stadtteil, in dem sehr viele ältere und hochaltrige Menschen leben. Mit dem Projekt Lebensvielf@lt soll Senioren geholfen werden, gesund zu altern und ihre Alltagsaktivitäten im wohnortnahen Umfeld selbstbestimmt in den Lebensmittelpunkt zu stellen. Umgesetzt werden soll dies durch einen Mix aus analogen und digitalen Wohn- und Gaming-Plattform-Elementen, u.a. durch die Ausstattung vermieteter Wohnungen mit Assistenzsystemen oder den Einsatz eines ExerCube.
Die Bewohnerinnen und Bewohner erhalten Angebote zur Unterstützung der gesundheitlichen Versorgung. Zudem wird die digitale Kommunikation zu Familienangehörigen, Ärzten, Pflegediensten u.v.m. unterstützt. Durch digitale Vernetzung soll Teilhabe im Quartier, auch von zuhause aus, kontinuierlich und nachhaltig ermöglicht werden.
Mehrgenerationenprojekt gemeinschaftliches Wohnen KiWeG, Kassel
Die Wohnungsbau-Genossenschaft „Kassel im Wandel eG “ realisiert in Kassel-Harleshausen ein gemeinschaftliches Wohnprojekt im Neubaugebiet "Zum Feldlager", das auch vom Land Hessen als Modellprojekt anerkannt und gefördert wird. Das integrative und soziale Mehrgenerationenprojekt bietet Platz für etwa 50 Menschen (17 Wohneinheiten, davon sieben Sozialwohnungen).
In Gemeinschaft leben, so will das Projekt der Vereinzelung der Gesellschaft entgegenwirken. Zukünftige Mitbewohnerinnen und Mitbewohner dürfen sich nach Fähigkeiten und Bedürfnissen einbringen. Im Fokus des Zusammenlebens von der Kindheit bis ins hohe Alter steht die Entwicklung von Selbstverantwortung, -hilfe und -verwaltung. Durch das generationenübergreifende Wohnmodell wird sichergestellt, dass sowohl die im Projekt lebenden Kinder als auch die Älteren genügend Unterstützung bei Bedarf erhalten. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der nachhaltige Gedanke des Projekts: So soll der Verbrauch natürlicher Ressourcen und die Nutzung des Autos reduziert werden. Ökologische Lebensmittel aus dem eigenen Garten oder der Solidarischen Landwirtschaft tragen zur weitgehenden Selbstversorgung bei, wodurch ein sorgsamer Umgang mit der Natur gegeben ist. Zudem ist eine flexible Raumaufteilung vorgesehen. Künftiger Pflegebedarf soll mit einem Konzept, das ein möglichst dauerhaftes Verbleiben in der Wohngruppe ermöglicht, berücksichtigt werden.
Alte Feuerwache Weimar - ein Quartier für alle
Die Alte Feuerwache Projekt GmbH realisiert ein barrierefreies, generationenübergreifendes Wohnprojekt mit Mischnutzung und dauerhaft bezahlbaren Mieten. Durch Sanierung und Entwicklung des Denkmalensembles Erfurter Str. 37/39 entsteht ein inklusives Gemeinschaftsprojekt für etwa 70 Menschen mit und ohne Einschränkungen. Das Gesamtvorhaben ist in drei Abschnitte mit unterschiedlichen Schwerpunkten gegliedert:
Zukünftige Bewohnerinnen und Bewohner werden in alle Planungsprozesse einbezogen und übernehmen nach Fertigstellung des Bauvorhabens die Verwaltung des Projekts. So wird das Quartier fortlaufend aktiv mitgestaltet.Im Projekt sollen u.a. Menschen mit Einschränkungen und ältere Personen bezahlbares, zentrumnahes Wohnen in der Gemeinschaft finden. Hierfür werden bspw. im barrierefreien Teil des Projekts zwei rollstuhlgerechte Wohnungen (gemeinsam mit dem Lebenshilfewerk Weimar-Apolda) und ein Personenaufzug gebaut. Weiterhin unterstützt das Projekt die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen durch die barrierefreie Zugänglichkeit von Gemeinschaftsflächen und Veranstaltungsräumen. Die Gemeinschaft bietet Hilfe im Alltag, sozialen Austausch und verhindert Vereinsamung im Alter.
Alt werden gemeinsam. Wohnen, Technik, Begegnung für ein besseres Leben im Alter - Standort Vrees
In der Gemeinde Vrees sollen in Kooperation mit dem Unternehmen Better@Home Service GmbH in ausgewählten Haushalten bedarfsgerechte und nachhaltige technische Assistenzsysteme eingerichtet werden. Diese sorgen für Sicherheit und Komfort in den eigenen vier Wänden. Unter anderem bietet das Assistenzsystem einen mobilen Notruf-Knopf oder eine Inaktivitätsmeldung.
Die Gemeinde Vrees übernimmt zudem die Implementierung des neuen Bürgerbusses in die Kommunikationsplattform, stattet Kirche und Turnhalle als Begegnungsstätten mit Hardware aus und entwickelt die Kommunikationsplattform weiter.
Alt werden gemeinsam. Wohnen, Technik, Begegnung für ein besseres Leben im Alter - Standort Salzgitter
Der Caritasverband Salzgitter e.V. setzt in Kooperation mit der Diakonie im Braunschweiger Land und der TAG Wohnen Salzgitter eine regional und digital unterstützte Versorgungs- und Kommunikationsstruktur um, wie bspw. Notruf- und Assistenzsysteme. Seniorinnen und Senioren können sich so aktiv ins Quartiersleben einbringen. Dadurch soll ein selbstbestimmtes Leben bis ins hohe Alter in gewohnter Umgebung ermöglicht werden. Um den Seniorinnen und Senioren den Einstieg in die geplante Digitalisierung zu vereinfachen, bedarf es nicht nur leicht zu bedienende Technik, sondern auch anhaltende Unterstützung bei der Nutzung neuer Technologien. Hierfür soll durch Mitarbeitende der Diakonie und der Caritas sowie ehrenamtliche Trainerinnen und Trainer jeden Alters ein umfangreiches Schulungsangebot Zuhause, online und in Begegnungsstätten angeboten werden. Die Begegnungsstätten werden zusätzlich technisch ausgestattet. Zudem sollen webbasierte Quartiersnetze und andere IT-gestützte Vorhaben im Sozialraum zur Bereitstellung von Informationen und zur Verknüpfung von öffentlichen und privaten Dienstleistern gefördert werden. Dafür wird das BeHome Interaktions- und Vernetzungsportal implementiert.
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Laufzeit: 01. Oktober 2020 bis 31. Dezember 2023
Ausführlichere Informationen zu dem Programm finden Sie hier: https://www.serviceportal-zuhause-im-alter.de/programme/modellprogramm-leben-wie-gewohnt.html